HLW-Teilnahme an Bildungskonferenz in Island

In einer Welt der Information und Vielfalt verändert sich unsere Gesellschaft rapide, und es ist für LehrerInnen immer wichtiger, dazu passende Methoden zu entwickeln und einzusetzen, um die Zukunft der Schüler/innen zu sichern. Die Erkundung solcher neuer Methoden stand am Bildungsprogramm der 13. EcoMedia-Europa-Konferenz, die in der Zeit vom 15.-19. Oktober 2018 in Island stattfand. Dir. Herbert Eile hieß dazu als Koordinator dieses Bildungsnetzwerkes insgesamt 86 Teilnehmer/innen aus 15 Staaten Europas willkommen. Als wissenschaftlicher Leiter wies Erwin Bratengeyer von der Donau-Universität Krems auf die Wichtigkeit des internationalen Erfahrungsaustausches und die Hebung der digitalen Kompetenz der Lehrer/innen und Schüler/innen hin.

Drei Lehrpersonen der HLW Wolfsberg – Direktor Franz Josef Loibnegger, Prof. Andrea Hofer und Fachvorständin Walburga Ninaus – erhielten die Möglichkeit, an diesem Treffen zum Thema „Globale Bildung im ländlichen Raum“ im hohen Norden an der „Tröllaskagi Upper Secondary School“ in Ólafsfjörður teilzunehmen und kehrten mit vielen neuen Eindrücken zurück.

Schulleiterin Lára Stefansdottir präsentierte ihre Tröllaskagi Sekundarschule als virtuelle Schule. Im Vordergrund stehen dabei die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien, wie sie an der Schule seit Herbst 2010 eingesetzt werden. Die örtliche Abgelegenheit und die dadurch drohenden sinkenden Schülerzahlen veranlassten die Direktorin und ihr Team zu einem neuen Bildungskonzept, das unter dem Motto „Innovation, Kreativität, Mut!“ stand. Derzeit hat die „Tröllaskagi Upper Secondary School“ wieder zirka 350 Schüler/innen, wobei der Großteil (250 Schüler/innen) „distance learning“ (Fernunterricht) betreibt. Egal, ob aus dem Wohnzimmer von zu Hause aus oder im Klassenzimmer in der Schule, die Lernmaterialien sind über das Online-Unterrichtsprogramm „Moodle“ abrufbar. Darin sind alle Anweisungen und Details zu den Aufgaben aufgelistet, ebenso Hinweise darauf, wie auf Lesematerial zugegriffen werden kann, das nicht in Lehrbüchern oder im Online-Lehrprogramm enthalten ist. Die Lehrer/innen sehen sich nicht mehr als reine Wissenvermittler/innen, sondern als Lerndesigner/innen. Neben der pädagogischen Kompetenz ist auch die digitale Kompetenz gefragt. Alle Schüler/innen (normalerweise zwischen 16 und 20 Jahre alt, manche sind bereits über 60 und leben in Shanghai) verfügen über Laptops mit einer breiten Palette kostenloser Software. Sie erhalten ihre Arbeitsaufträge, die in wöchentliche Module unterteilt sind, immer online am Montagmorgen, der Abgabetermin ist immer der Sonntagabend. Facebook und Messenger werden ebenso genutzt wie Google Drive, YouTube (mit eigenem Kanal) und verschiedene Lern-Apps. Für das Lehrpersonal besteht die Möglichkeit, Ressourcen aus dem Internet in die Lehrpläne zu integrieren und kreativ zu sein. Kreativität wird als grundlegendes Element in der Schule wahrgenommen und in allen Bereichen als Leitfaden genutzt, um den Fortschritt zu steuern, so werden zum Beispiel Videos, Songs, Gedichte, Cartoons, Radiosendungen, Websites, Dokumentationen und Spiele erstellt. Mut – so die Direktorin der Schule – braucht es wiederum, um diese neuen Wege zu gehen.

Außerdem lernen Schüler/innen nicht nur von Lehrer/innen, sondern es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen – vor allem in Bezug auf die digitale Kompetenz. Sie drückt dies folgendermaßen aus: „We expect students´ digital knowledge. Competence and literacy will exceed our own. We don´t fear that. That´s the future. We don´t know everything. We work things out together. That´s how our students and we learn to gather information and how to use new technology. That is how we gain IT and technological literacy.” Wahrheitsgemäß muss an dieser Stelle noch hinzugefügt werden, dass der Tröllaskagi Upper Secondary School eine eigene Assistentin zur Verfügung gestellt ist, die für das IT-Equipment verantwortlich zeichnet, immer auf der Suche nach neuer Software ist, die Lehrpersonen auch darin schult, sie dazu motiviert, die digitalen Tools zu nutzen und Hilfestellung bei sämtlichen IT-Problemen anbietet.

Für Staunen sorgte die Tatsache, dass Distance Learners die gleichen Lernergebnisse erzielen wie jene Schüler/innen, die tagtäglich die Schule besuchen. Der „face to face“-Kommunikation mit Lehrer- und Schülerkolleg/innen wird ein hoher Stellenwert beigemessen. Aufgrund der flexiblen Zeitplangestaltung während der Unterrichtszeit (es gibt keine Schulglocken!) können die Schüler/innen mit Kolleg/innen aus jeder Klasse zusammenarbeiten oder sich mit dem Lehrpersonal treffen. Distance learners schalten Videokonferenzen. Große Bedeutung nimmt auch das Feedback ein, es werden zudem auch regelmäßig Fortschrittsberichte geschrieben, die an alle Schüler/innen ausgegeben werden. Es finden zwar laufende formative Überprüfungen statt, abschließende große Prüfungen (ähnlich unserer Matura) werden an der Tröllaskagi Upper Secondary School für unnötig gehalten und daher nicht durchgeführt.

Interessant waren neben der Präsentation der virtuellen Schule auch die weiteren Fachvorträge und Workshops mit Bildungsverantwortlichen aus Schottland, Österreich, Island, Slowenien, Lettland, Deutschland, Schweiz und Amerika. Den jeweils dreiminütigen Kurzpräsentationen der Expert/innen (sogenannte „Pecha Kucha Short Presentations“) folgten Trainingseinheiten und Diskussionsrunden am Tisch (sogenannte „Knowledge Cafés“). Auf diese Weise erfuhren wir Nützliches über die vielen Einsatzmöglichkeiten von Lern-Apps, Moodle & Co., ein Schweizer Professor zeigte Möglichkeiten eines implantierten Mikrochips auf, man konnte ebenso mit den telepräsenten Robotern, die an der Universität in Akureyri im Einsatz sind, vor Ort arbeiten, um exemplarisch einige Inhalte zu nennen.

Das Begleitprogramm der fünftägigen Veranstaltung sorgte für viel Abwechslung. Beeindruckend waren das Naturschauspiel der „Northern Lights“ (or „Aurora Borealis“), die arktische „Whale Watching“-Tour, das „Herring Museum Siglufjörður“ mit dargebotenen Island-Liedern, der „Icelandic Culture Walk“ und die traditionelle isländische „Kvöldaka“ (= „Abendwache; gesellschaftliches Beisammensein“). Einen krönenden Abschluss fand die fünftägige Veranstaltung bei einem festlichen Dinner mitsamt kulinarischen und musikalischen Highlights in Siglufjörður, einem Fischerstädtchen mit 1.200 Einwohnern.

Das nächste Treffen findet vom 7.-14. Juli 2019 in Kalamata in Griechenland statt.

Text: Walburga Ninaus

Fotos: Andrea Hofer, Franz Josef Loibnegger, Walburga Ninaus, Silvia Urban